Flugzeug-Kollision vor der Küste Namibias

ARTIKEL VON JEANETTE BEDERKE UND TONY SCHÖNBERG | rbb24
Neuhardenberg, 13. September 2022

Flugplatz Neuhardenberg erinnert an Flugzeug-Kollision vor der Küste Namibias
Aufgrund der Verkettung unglücklicher Umstände kollidierten 1997 eine Bundeswehr- und US-Maschine über dem Südatlantik. 33 Menschen starben, darunter auch die Besatzung aus Märkisch-Oderland. Am 25. Jahrestag ist ihnen am Dienstag gedacht worden.

Auf dem Flugplatz in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) haben am Dienstag Mitarbeiter und Angehörige an das Unglück zweier Militärmaschinen vor 25 Jahren erinnert. Bei dem Vorfall am 13. September 1997 kamen neben Marine- und US-Soldaten auch die Flugbesatzung aus Neuhardenberg ums Leben.

Die Maschine - eine Tupolew 154 - wurde bereits 1988 in Neuhardenberg (damals Marxwalde) noch für die DDR-Regierungsstaffel in den Dienst gestellt, erklärt der aktuelle Flugplatz-Leiter Uwe Hädicke dem rbb. Nach der deutsch-deutschen Einheit übernahm die Bundeswehr die Besatzung für ihr Transport-Fliegergeschwader. Diese galt als äußerst erfahren.

Kollision vor afrikanischer Atlantik-Küste
Im September 1997 war das Flugzeug von Köln-Bonn unterwegs nach Kapstadt. "Bei diesem Flug ging es halt darum, Sportler der Bundeswehr nach Südafrika zu transportieren", so Hädicke. Anlass war das 75. Jubiläum der dortigen Marine. "Darunter war es auch einmalig gestattet, die Ehefrauen mitzunehmen. Insofern gab es da auch die Tragik, dass einige Kinder zu Vollwaisen wurden."
Vor dem Ziel sollte die Maschine noch einmal für einen planmäßigen Tank-Stopp in Namibia zwischenlanden. Vor der Küste kam es dann jedoch zu einer Kollision mit einem US-amerikanischen Militärtransporter. Dieser war zuvor in der Hauptstadt Windhoek gestartet. "Tragischerweise sind eben die Besatzungen beider Maschinen vor der Küste Namibias ums Leben gekommen", sagt Uwe Hädicke. Insgesamt starben bei dem Unglück 33 Menschen: neun Amerikaner und 24 Deutsche. "Darunter eben neun Personen aus Neuhardenberg." Die Trümmer wurden 90 Kilometer vor der Küste Namibias entdeckt. Die Opfer konnten nie geborgen werden.

Kette mehrerer Umstände führte zur Katastrophe
Laut den Monate später veröffentlichen Untersuchungsberichten der Bundeswehr und des US-Militärs hatten verschiedene Umstände zu der Katastrophe geführt. So sei die Tupolew etwa auf falscher und damit auf gleicher Höhe wie der amerikanische Transporter geflogen. Zudem sei die zuständige Luftsicherung mangelhaft gewesen und habe versäumt, das deutsche Flugzeug auf die falsche Höhe hinzuweisen. Entsprechende technische Geräte zum gegenseitigen Erkennen seien ebenfalls nicht an Bord der Maschinen vorhanden gewesen.

Ort für Trauer in Neuhardenberg
Infolge der Ereignisse haben die Betreiber des Flugplatzes Neuhardenberg vor rund 20 Jahren einen Gedenkstein aufgestellt. Damit sollte den Hinterbliebenen ein Ort zum Trauern geschaffen werden, sagt Manager Hädicke. Andere Orte zur Erinnerung an das Unglück gebe es nicht. Auch zum 25. Jahrestag am Dienstag sei es wichtig, Angehörige und Freunde zu versammeln, um die Toten zu ehren. "Wir haben viele Angehörige aus allen Ecken der Republik und Europa. Die Kinder und Enkel der Verunglückten sind mittlerweile auf der ganzen Welt verstreut."
An der Trauerfeier haben etwa 50 Menschen teilgenommen. Darunter waren unter anderem die Familie des Co-Piloten sowie Vertreter des Flugplatzes, der Kommunalpolitik und der Bundeswehr. Aus Perleberg kam eine alte Antonow samt Besatzung eingeflogen. Gemeinsam legten sie Kränze nieder. Die Bundeswehr plant nun, den Toten auch an der Gedenkstätte "Wald der Erinnerung" am Standort des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr in der Henning-von-Tresckow-Kaserne bei Potsdam einen Stein zu widmen. Dort wird an alle Bundeswehrangehörigen erinnert, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben verloren.